Die Trends im Schweizer Gesundheitswesen akzentuieren sich, allen voran steht die Verlagerung von stationären Behandlungen in den ambulanten Bereich. Themen sind immer häufiger auch der Umgang mit informierten Patient*innen mit erhöhten digitalen Bedürfnissen, die Veränderung der Anliegen der Patient*innen, der steigende Kostendruck und die zunehmende Spezialisierung in der Medizin. Besonders prägend für die Entwicklung der Medizin insgesamt, vor allem aber der Hochspezialisierten Medizin, sind die raschen Fortschritte der Technologien und die steigende Bedeutung von Daten und Datennutzung. Damit bieten sich Chancen, die das USZ mit innovativen neuen Ansätzen und Lösungen für die Verbesserung der Behandlung und Betreuung seiner Patient*innen nutzen will.
Das Jahr 2020 war geprägt von der weltweiten SARS-CoV-2-Pandemie. In kurzer Zeit stellte das USZ die Versorgung von COVID-19-Erkrankten sicher und baute zusätzliche Kapazitäten und Systeme im Testzentrum und auf den Notfall-, IPS- und IMC-Stationen auf. Dieses aussergewöhnliche Jahr hat gezeigt, dass das USZ seine Spitzenposition auch unter besonderen Belastungen halten und ausbauen kann, gemäss seiner Vision «Wir sind Vorreiter für Gesundheit und Lebensqualität».
Erhöhung der Patientensicherheit
Das USZ hat das Ziel, seine Position in der Spezialisierten und Hochspezialisierten Medizin weiter auszubauen. Dafür muss es die bestmögliche Qualität anbieten können. Die Frage, welches die richtigen und zukunftsweisenden Qualitätskennzahlen sind, beschäftigt das USZ seit Langem. Viel Wert wird auf Transparenz gelegt, indem verfügbare und relevante Qualitätsdaten regelmässig erhoben und ausgewiesen werden. Die Weiterentwicklung und vor allem die institutionsübergreifende Einigung auf Kennzahlensets legen wichtige Grundlagen für zukünftige qualitätsbasierte Vergütungsmodelle. Im Berichtsjahr hat das USZ neben der standardisierten Messung der stationären, auch die Messung der ambulanten Patientenzufriedenheit etabliert. Ausserdem wurden erste Grundlagen geschaffen, um in Zukunft die Rückmeldung der Patient*innen zum individuell wahrgenommenen Nutzen einer Behandlung oder Intervention zu erheben. Patient-reported outcome Measures (PROMs) messen diese Patientensicht.
Das USZ hat zahlreiche Initiativen zur Verbesserung der Patientensicherheit gestartet. Dazu gehören Projekte aus unterschiedlichen Bereichen wie beispielsweise die Einführung von Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen (MuM). Eine gut umgesetzte MuM-Konferenz trägt zur Patientensicherheit und Behandlungsqualität bei, indem sie die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse und Strukturen vorantreibt und so die Sicherheitskultur fördert. Mit der Überprüfung der Umsetzung des gemeinsamen Standards für MuM am USZ und einem daraus resultierenden Bericht werden die Kliniken und Institute auf diesem Weg unterstützt. Über 30 Kliniken und Institute wurden hinsichtlich Umsetzung eines gemeinsamen USZ-Standards auditiert. Der Mehrwert wurde von Führungspersonen bestätigt: Die regelmässige Durchführung strukturierter MuM-Konferenzen nach USZ-Standard fördert eine offene und lösungsorientierte Kommunikation über Fehler und vermeidbare medizinische Ereignisse, und zwar über die verschiedenen beteiligten Berufsgruppen und Disziplinen hinweg.
Weitere Projekte zur Erhöhung der Patientensicherheit gibt es im Bereich der Beschriftung und Kennzeichnung, wo international empfohlene Normen an die klinischen Bedürfnisse adjustiert und mit dem eigenen Klinik-Informationssystem verknüpft werden sollen. Damit wird der sichere Gesamtmedikationsprozess nachhaltig unterstützt. Ein weiteres Projekt sieht die Entwicklung der bestehenden Landschaft der Alarmierungssysteme am USZ vor. Auf der Basis sich verändernder Anforderungen und Normen wurde eine umfassende Analyse durchgeführt. In der Umsetzung werden die Chancen der Digitalisierung genutzt.
Ambulante und stationäre Abläufe optimieren
Im Hinblick auf die umfassenden Bauvorhaben für die Gesamterneuerung wird die Möglichkeit genutzt, sowohl für die ambulanten als auch die stationären Patient*innen optimierte Prozesse zu definieren. Das USZ ist darauf angewiesen, einzelne Leistungen aus dem Stadtzentrum auszulagern, um sich am Campus baulich weiterentwickeln zu können.
So wurde im Berichtsjahr das neue ambulante Gesundheitszentrum am Standort USZ Flughafen eröffnet. Im USZ Flughafen betreibt das USZ ambulante Medizin in einer neuen, effizienteren Art und Weise. Die verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen arbeiten auf Betriebsplattformen zusammen, wo sie sich Infrastruktur und Dienstleistungen teilen und die Abläufe künftig vermehrt digital unterstützt werden. Diese Betriebsplattformen bieten Platz für ambulante Sprechstunden, ambulante Eingriffe und Laborleistungen. Im Mittelpunkt stehen immer Patient*innen: Sie haben kürzere Wartezeiten und eine höhere Erlebnisqualität durch standardisierte Prozesse über mehrere Kliniken hinweg. So können sie etwa Termine bei unterschiedlichen Expert*innen zeitlich zusammenfassen. Die Stärkung des ambulanten Bereichs widerspiegelt sich auch in der Organisationsstruktur des USZ. Im Medizinbereich Ambulante Medizin werden neu die Betriebsplattformen rund um die ambulanten Behandlungen am USZ zusammengeführt.
Ein weiterer Bereich, der aus dem Zentrum verschoben wurde, ist die Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP), die sich nun in Schlieren befindet. Im Berichtsjahr wurde die Infrastruktur am neuen Standort erfolgreich in Betrieb genommen. Mit dem AEMP unterhält das USZ einen Vorzeigebetrieb in Bezug auf Hygiene im Aufbereitungsprozess sowie Versorgungssicherheit und -qualität bei der Belieferung der Operationssäle an den Standorten Campus und USZ Flughafen. Dank der neuen Infrastruktur sinken auch die Produktionskosten pro Sterilguteinheit.
Chancen von Technologie und Digitalisierung nutzen
Die technologischen Chancen, die sich heute und in Zukunft bieten, sind vielfältig. Um diese bestmöglich zu nutzen, arbeitet das USZ künftig mit einer Digitalisierungs-Roadmap. Sie gibt die umfassende Planung der digitalen Entwicklung der IT-Fachbereiche für die kommenden Jahre vor. Eine Vielzahl der Projekte, die im Berichtsjahr umgesetzt wurden, erzielt auch für die Mitarbeitenden Verbesserungen. Im Berichtsjahr konnte das USZ den digitalen Posteingang implementieren. Wo immer möglich wird die physische Briefpost dem internen Adressaten digital zugestellt. Dies erlaubt sehr viel mehr Flexibilität in den internen Prozessen und die automatisierte Verarbeitung in nachfolgenden Systemen. Digitalisiert wurden auch zahlreiche Prozesse im HRM, so zum Beispiel die Speseneingabe. Administrative Tätigkeiten werden schrittweise reduziert und lassen so Raum für wertschöpfende Tätigkeiten.
Das USZ ist überzeugt, dass die Zukunft des Arbeitens im Spitalbetrieb zunehmend mobil stattfindet. Smartdevices und mobile Anwendungen spielen dabei eine wesentliche Rolle. Mit dem Projekt Mobile Applikationen und Kommunikation wurden die Grundlagen für den Einsatz von Smartphones im USZ-Alltag gelegt. Dazu gehören der Aufbau eines Mobile Device Management, um die Sicherheitsmassnahmen rund um die Bewirtschaftung von Applikationen und die in diesem Zusammenhang genutzten Daten zu unterstützen, sowie der Aufbau eines Fleetmanagements und der entsprechenden Prozesse und Abläufe. Diese Basis kann nun von verschiedenen Applikationen genutzt werden. Damit werden Spitalabläufe effizienter gestaltet und gleichzeitig die Patientensicherheit gestärkt. Derzeit wird eine Lösung für die mobile dienstbasierte und patientenzentrierte Kommunikation und Koordination für die Mitarbeitenden in den medizinischen Abläufen etabliert. Dank der schnellen, gezielten und nachvollziehbaren Kommunikation kommt es zu weniger Unterbrechungen und Wartezeiten, was die Zeit für die Kernaufgaben merklich erhöht.
Über die USZ-Grenzen hinweg einen integrierten Patientenpfad ermöglichen
Die einfache und künftig digitale Kommunikation mit Patient*innen und Zuweisenden ist ein wichtiges strategisches Feld für das USZ. Die Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD) wurde kurzfristig auf das Jahr 2021 verschoben. Die USZ-interne Vorbereitung dazu ist abgeschlossen. Das USZ hat sich aus Effizienzgründen entschieden, eine sogenannte «Vollintegration» des elektronischen Patientendossiers durchzuführen. Das heisst, die USZ-Gesundheitsfachpersonen werden weiterhin mit den für sie im Arbeitsalltag eingebetteten Primärsystemen arbeiten und haben somit direkt innerhalb des USZ-Systems Zugang zum EPD der Patient*innen.
Eine wichtige Kommunikationsplattform im Dialog mit Patient*innen, Angehörigen, Zuweisenden, Nachsorgenden und Partner*innen sowie zukünftigen Mitarbeitenden ist die Website des USZ. Eine neue Website legt den Fokus auf eine patientengerechte Darstellung von Krankheitsbildern und Behandlungen und einer einfachen Navigation zu den unterschiedlichsten Themen. Alle Kliniken und Zentren besitzen so ihre Visitenkarte, die jeweils einen vertieften Einblick in das Angebot vermittelt und eine Übersicht über die Spezialist*innen gibt. Auch die USZ-interne Kommunikationsplattform für alle Mitarbeitenden (Intranet) wurde auf einer fortschrittlichen technologischen Basis weiterentwickelt. Damit entspricht die Möglichkeit der Zusammenarbeit und des Austauschs von Wissen den aktuellen Bedürfnissen.
Im Berichtsjahr wurde die Zusammenarbeit mit dem Spital Männedorf massgeblich erweitert. Es finden gemeinsame Sprechstunden und Behandlungen in mehreren Fachdisziplinen wie Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie, Endokrinologie und Diabetologie statt. Dies ermöglicht es, den Menschen in der Region eine wohnortnahe medizinische Behandlung auf qualitativ hohem Niveau anbieten zu können. Gleichzeitig können Synergien zwischen den beiden Spitälern genutzt werden. Neben der medizinischen Kooperation findet auch im Bereich der Qualitätssicherung und bei Aus- und Weiterbildungen eine Zusammenarbeit der beiden Spitäler statt.