Berichte 2019

Critical Incident Reporting System

Das Critical Incident Reporting System (CIRS) erfasst strukturiert für die Patienten- und Mitarbeitersicherheit relevante, kritische Ereignisse und ermöglicht damit das frühzeitige Erkennen von potenziellen Risiken und das Lernen aus kritischen Ereignissen und Beinaheschäden, sogenannte «Near misses». Durch die Aggregation von Fällen können spitalweit Risiken im Behandlungsprozess erkannt werden. Trifft eine Meldung ein, erfolgt eine zeitnahe, strukturierte Analyse der Ereignisse durch interprofessionelle CIRS-Komitees. Falls notwendig, werden Massnahmen ergriffen, die über Rapporte, Sitzungen oder das Intranet kommuniziert werden. 

Mit dem Berichts- und Lernsystem CIRS stärkt das USZ die interprofessionelle und interdisziplinäre Kommunikation im Umgang mit Meldungen. Unterstützt wird damit auch ein agiles Verhalten im Umgang mit Problemen und Herausforderungen. Der Fokus des Meldens im CIRS liegt auf prospektiven Risiken.

Das Betreiben des CIRS bedarf einer klar geregelten Struktur mit organisationalen Vorgaben, Zuständigkeiten und Kompetenzregelungen. Neu eintretende Mitarbeitende werden über Ziele und Handhabung des CIRS informiert. Sie erfahren dabei auch, dass Berichte anonym behandelt werden und Meldungen keine personellen Sanktionen nach sich ziehen.

Die aktuelle Struktur im USZ umfasst 34 lokale CIRS-Komitees. Die Komitees sind interprofessionell zusammengesetzte Expertengruppen der Kliniken, Institute oder Medizinbereiche. Sie sind für die Bearbeitung der gemeldeten CIRS-Fälle gemäss CIRS-Reglement des USZ zuständig. Zur Analyse der Fälle kann zusätzlich das Fachwissen von Expertinnen und Experten aus elf Fachgruppen abgerufen werden (zum Beispiel Spitalhygiene, Kantonsapotheke, Strahlenschutz). Dank einer neuen Fachgruppe ist auch die ambulante Versorgung am USZ Flughafen ins CIRS eingebunden. 

Die zentrale CIRS-Managerin der Fachstelle für Qualitätsmanagement und Patientensicherheit (QMP) ist für meldekreisübergreifende oder klinikweite Themen und Berichte sowie das Gesamtcontrolling des CIRS zuständig. Sie ist erste Ansprechperson für Fragen bezüglich CIRS, berät und unterstützt die CIRS-Verantwortlichen und bietet regelmässige Einführungen für neue Mitglieder der CIRS-Komitees an. Die Fachstelle führt zudem Fort- und Weiterbildungen zur Ereignisanalyse durch.

Meldezahlen und Statistiken

Insgesamt wurde das CIRS auch 2020 sehr gut genutzt. Es gab 1’420 Meldungen, die Anzahl Meldungen ging damit gegenüber dem Vorjahr leicht zurück (2019: 1’591 Meldungen). Im Berichtsjahr wurden Fälle für Mortalitäts- und Morbiditäts-Konferenzen (MuM) (N=23), für Simulationstrainings (N=49) und als zentrale Risiken (N=224) vorgeschlagen. Damit wird die Vernetzung und Nutzung der Synergien zwischen CIRS-, MuM-Verantwortlichen und Simulationsinstruktor*innen laufend verbessert.

Für die lokalen CIRS-Komitees war 2020 aufgrund der Pandemiesituation ein Ausnahmejahr. Es mussten neue digitale Lösungen für die CIRS-Sitzungen gefunden werden. Die Themen rund um Covid-19 und SARS-CoV-2 bildeten sich auch im CIRS ab, dazu gingen 168 Meldungen (11.8 %) ein. Ein lokales CIRS-Komitee wendet monatlich durchschnittlich rund drei Stunden für die Bearbeitung der CIRS-Meldungen auf.

Anzahl Meldungen nach Kategorien

Quelle: Qualitätsmanagement und Patientensicherheit USZ, Dr. Francesca Giuliani, Dr. Amanda van Vegten, Leiterinnen, Monika Wyss, CIRS-Managerin USZ

Die Grafik zeigt die Häufigkeit der Meldekategorien nach Einschätzung in den CIRS-Komitees. Wie in den Vorjahren wurden die häufigsten Meldungen in der Kategorie Medikation gemacht, gefolgt von Meldungen zum klinischen Prozess und zu Informations- und Kommunikationsprozessen. Da Mehrfachnennungen möglich sind, weicht die Anzahl Meldungen nach Kategorien vom Total der CIRS-Meldungen 2020 ab.

Meldende nach Berufsgruppen in Prozent

Quelle: Qualitätsmanagement und Patientensicherheit USZ, Dr. Francesca Giuliani, Dr. Amanda van Vegten, Leiterinnen, Monika Wyss, CIRS-Managerin USZ

Pflegefachpersonen stellen am USZ die grösste Berufsgruppe dar, somit ist die Anzahl Meldungen im Verhältnis zur Grösse der Berufsgruppe zu betrachten. Der Anteil Meldender aus dem ärztlichen Dienst ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen (2015: 13 %).

Umgesetzte Massnahmen 

Um die Patientensicherheit kontinuierlich zu fördern, werden jeweils Massnahmen und Lösungsvorschläge erarbeitet. Die Umsetzung dieser Massnahmen ist Teil der Führungsaufgabe und erfolgt unter Einbezug der interprofessionellen Klinikleitungen.  

Nachfolgend berichten wir exemplarisch über umgesetzte Massnahmen aufgrund von CIRS-Meldungen. Diese Massnahmen gehen aus den CIRS-Jahresberichten der CIRS-Komitees hervor sowie aus der Tätigkeit der CIRS-Managerin USZ. Sie wurden lokal oder systemweit umgesetzt:

Sensibilisierungs- und Fortbildungsmassnahmen für Mitarbeitende

  • Simulationstrainings anhand von CIRS-Fällen 
  • Schulung der OP-Pflegenden zur Medikation sowie Geräteschulungen für sämtliche Geräte
  • Sensibilisierung im Team für Handovers (Übergaben)

Stärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit

  • Aufarbeitung von CIRS-Meldungen als MuM-Konferenz
  • Gemeinsame Aufarbeitung mit QMP und Leitung Sicherheit Anästhesie: durchgängige Nutzung des Patientenarmbands zur sicheren Identifikation von Patient*innen 
  • Schaffung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe mit Schwerpunkt Benutzerfreundlichkeit des Dokumentationssystems zur Steigerung der Sicherheit bei Medikamentenverordnungen
  • Optimierung von Kommunikation und Prozessen bei Verlegung instabiler Patient*innen
  • Bessere Definition der Schnittstellen für externe Einsender*innen von Laborproben

Organisatorische, technische und bauliche Anpassungen und Veränderungen für einen optimierten Behandlungsprozess:

  • Beauftragung von zusätzlichem Spezial-Reinigungspersonal für den Gebärsaal zu Beginn der Coronapandemie
  • Verbesserung des Telemetrie-Konzepts
  • Anpassungen/Präzisierung von Weisungen/SOP (zum Beispiel Versand von Liquor-Proben; Gerätekontrollen bei der Antrittskontrolle; Abgabe von Medikamenten-Dosierungskarten; Weisung «Vorgehen bei Sexualdelikt» sowie Weisung zum Trachealkanülen-Management)
  • Umsetzung «Strahlensicherheit im Schockraum»
  • Klinikspezifische Anpassungen des Prozesses zur Erreichbarkeit des ärztlichen Dienstes