Berichte 2019

Klinik für Rheumatologie

Auf dem Gebiet der rheumatischen Erkrankungen und jener der Skelettmuskeln bietet die Klinik für Rheumatologie zahlreiche diagnostische und therapeutische Dienstleistungen an. Sie klärt sämtliche rheumatischen Systemerkrankungen ab und verfügt über Spezialistinnen und Spezialisten für Rückenerkrankungen, entzündlich-rheumatische Erkrankungen sowie für Arthrose, Osteoporose und Muskelerkrankungen. Das spezialisierte Abklärungs- und Behandlungsangebot wird auch von anderen Spitälern und Rheumatologen sowie von anderen Kliniken des USZ genutzt.

Optimierte Behandlung bei rheumatoider Arthritis

Die rheumatoide Arthritis als häufigste entzündliche Gelenkerkrankung (1 Prozent der Bevölkerung) führt unbehandelt oft zu einer fortschreitenden Zerstörung des Gelenks. Für die Prognose ist es deshalb entscheidend, die Gelenkentzündung möglichst frühzeitig zu hemmen. Die Vielfalt der medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten macht die Wahl der optimalen Therapie allerdings komplex. Umso wichtiger sind deshalb systematische Erhebungen von klinischen Daten sowie strukturierte Rückmeldungen über den Krankheitsverlauf.

Mit dem Treat-to-Target-Konzept bestimmt der Arzt oder die Ärztin zusammen mit dem Patienten das zu erreichende Ziel (Remission oder tiefe Krankheitsaktivität). Die Krankheitsaktivität wird mit einem Score-System bestimmt, das objektive und subjektive Parameter umfasst. Das Register der SCQM (Swiss Clinical Quality Management in Rheumatic Diseases) bietet dafür eine passende Datengrundlage und Kommunikationsform. Ein Feedback über einer Patienten-App ermöglicht einen umfassenden Überblick über den Verlauf der Erkrankung und erlaubt dem behandelnden Arzt, seine therapeutischen Entscheidungen aufgrund von objektiven Daten zu fällen.

Im Berichtsjahr wurde vom Bundesrat die Sistierung nicht dringlicher Behandlungen und Eingriffe in Arztpraxen und Spitälern zwischen dem 19. März 2020 und dem 26. April 2020 verfügt. Zudem haben auch Patient*innen aus Angst vor einer Infektion im Spital Konsultationen abgesagt. Es stellte sich die Frage, ob der vorübergehende Unterbruch von klinischen Kontrollen zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes bei Patient*innen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (zum Beispiel rheumatoide Arthritis) geführt hat.

Eine Analyse an der Klinik für Rheumatologie nutzte Daten von 666 Patient*innen aus dem Swiss Clinical Quality Management Register für entzündlich-rheumatische Erkrankungen um diese Frage zu beantworten. Die Autoren konnten sich die bereits im Vorfeld etablierte Patienten-App, mit deren Hilfe die Krankheitsaktivität monatlich erhoben wurde, zu Nutze machen. Verglichen wurde die Krankheitsaktivität gemäss validierten Kriterien vor (Jan-Feb 2020), während (März-April 2020) und nach dem Lockdown (Mai-Juni 2020):

  • Die Anzahl von Arztkonsultationen halbierte sich während des Lockdowns. 
  • Gleichzeitig verdreifachte sich die Anzahl Patient*innen, welche die App nutzten. Letztere blieb im Schnitt über das ganze erste Halbjahr 2020 trotz Lockdown stabil. 
  • Gleichzeitig nahmen die Fernuntersuchungen um fast ein Drittel zu. Dank Telemedizin konnte wahrscheinlich eine Lücke geschlossen werden, die zumindest vorübergehend, das Problem teilweise löste und dafür sorgte, dass Menschen mit axialer Spondyloarthritis, rheumatoider Arthritis oder Psoriasisarthritis stabil blieben und die Behandlung erhielten, die sie benötigten. 
  • Der Anteil an Patient*innen, welche eine Schubsituation während des Lockdowns erlitten hat, war <15% und vergleichbar mit der Anzahl Krankheitsschüben im Vorfeld der Pandemie.

Es zeigte sich gemäss den in der SCQM-App berichteten Ergebnissen, dass die umfassende Information der Patient*innen (direkt, auf Homepage der Klinik und der Fachgesellschaft und/oder via Patientenorganisationen) sowie die Nutzung der Telemedizin eine relevante Verschlechterung der Krankheitsaktivität bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen in dieser Zeit vorübergehend verhindern konnte. 

Referenz: Ciurea A, et al. Impact of the COVID-19 pandemic on the disease course of patients with inflammatory rheumatic diseases: results from the Swiss Clinical Quality Management cohort. Ann Rheum Dis 2021; 80:238–241. doi:10.1136/annrheumdis-2020-218705

Quelle: Klinik für Rheumatologie, Prof. Dr. med. Oliver Distler, Klinikdirektor, Prof. Dr. med. Adrian Ciurea, Stv. Klinikdirektor