Gregor Zünd, das Jahr 2020 war für viele Menschen ein sehr bewegtes Jahr. Wie hat es aus Ihrer Sicht das USZ geprägt?
Es war ein Jahr der Extreme. Wir waren auf allen Ebenen äusserst stark gefordert, in erster Linie natürlich durch die Corona-Pandemie. Hinzu kamen Probleme in mehreren Kliniken, die medial stark im Fokus standen. Und zugleich durften wir uns keine Verzögerung bei der Umsetzung der Gesamterneuerung erlauben, haben namentlich die neue Aufbereitungsanlage für Medizinprodukte und das USZ Flughafen pünktlich in Betrieb genommen.
Gleich drei grosse Themenfelder also – beginnen wir mit der Pandemie. Welche Rolle hat das USZ hier übernommen?
Als Universitätsspital kam uns sicherlich eine Schlüsselrolle zu. Wir haben sehr früh erkannt, dass eine grosse Herausforderung auf uns zurollt, haben bereits Ende Januar die Corona-Taskforce gebildet und begonnen, uns vorzubereiten. Von Anfang an standen wir mit Kollegen im Ausland, aber auch mit den Behörden, allen voran der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, in engem Austausch.
In der ersten Welle war alles neu, mit grosser Unsicherheit verbunden. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Es war eine ausgesprochen intensive Zeit. In der Taskforce haben wir jeden Tag die dringlichsten Themen besprochen: Welches Material benötigen wir? Wie lange reichen die Vorräte? Wie versorgen wir die Patienten? Wie schulen wir unsere Mitarbeitenden? Fast täglich wurden Massenmails mit den neuesten Informationen an alle Mitarbeitenden versandt. Das war für alle sehr anspruchsvoll, über die vielen Wochen physisch und psychisch belastend. Ich war sehr beeindruckt und bin es auch heute noch, wie hochprofessionell und mit welchem Engagement sich unsere Mitarbeitenden dieser Herausforderung gestellt haben.
Was haben Sie unternommen, um die Belastung für die Mitarbeitenden zu reduzieren?
Wir haben versucht, die Mitarbeitenden immer rasch und transparent zu informieren, um Ängsten zu begegnen. Zentral war aber auch, dass wir keinen Ferienstopp angeordnet und den 3-Schicht-Betrieb immer eingehalten haben. Zudem haben wir die Belastung auf viele Schultern verteilt und wir haben u. a. die Corona-Stresshotline oder die Infoline für Fragen geschaffen. An dieser Stelle geht ein grosser Dank an die USZ Foundation, die mit dem Corona Solidaritätsfonds schon früh Geld gesammelt und unsere Mitarbeitenden mit Angeboten unterstützt hat. Zudem hilft sie uns, Corona-Forschungsprojekte zu finanzieren.
Das USZ hat als eines der ersten Spitäler im Frühjahr ein Besuchsverbot verhängt. Wieso sind Sie vorgeprescht?
Es war wichtig, die Personenzahl auf dem Campus zu senken, um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren. Wir haben eine grosse Verantwortung gegenüber unseren Patientinnen und Patienten, ebenso wie gegenüber unseren Mitarbeitenden. Wir konnten und wollten daher nicht auf andere warten. Als USZ kommt uns zudem ein Stück weit eine Vorreiterrolle zu. Wir haben auch als eines der ersten Spitäler auf dem ganzen Spitalgelände Maskenpflicht eingeführt. Heute ist das Standard. Zudem haben wir schon früh Eintrittstest für alle stationären Patientinnen und Patienten angeordnet. Auch da waren zu Beginn nicht alle einverstanden – zum Schutz der Mitarbeitenden ist aber auch das heute akzeptiert.