Berichte 2019

Versorgung

Auch für das USZ war das Ausmass, das die Pandemie annehmen würde, unerwartet. Dennoch konnte sich das USZ auf solide Vorbereitungsarbeiten abstützen. Die seit der Ebola-Krise im Jahr 2014 bestehenden Strukturen wurden in die COVID-19-Taskforce übergeführt. Diese hielt bereits am 20. Januar 2020 eine erste Sitzung ab und hat umgehend relevante Entscheide über die frühzeitige Bestellung von zusätzlichem Schutzmaterial getroffen. Die Taskforce hat früh die Planung für COVID-19-Stationen an die Hand genommen sowie Informationsveranstaltungen und Personalschulungen durchgeführt.

Die COVID-19-Taskforce blieb das ganze Jahr aktiv. Am 31. Dezember 2020 fand die 120. Sitzung statt. Das Gremium wirkte nicht nur als Entscheidungs- und Informationsträger, sondern auch als hochkarätiger Thinktank, der die Entwicklung in wesentlichen Punkten korrekt vorhergesehen hat und damit eine rationale Planung ermöglichte. Die Expert*innen des USZ waren auch auf kantonaler und nationaler Ebene gefragte Ansprechpartner*innen für Medien und Behörden.

COVID-19 hat das USZ das ganze Jahr auch in den vermeintlich ruhigen Sommermonaten nie losgelassen. Neben der durchgehenden Versorgung von COVID-19-Patient*innen gehörten permanente Anpassungen an SOPs (Standard Operating Procedures), Logistik-Vorbereitungen, die Planung für das Wiederhochfahren von COVID-19-Stationen, die Einführung eines Testzentrums sowie die Konzeption einer Impfstation zu den Aufgaben der Expert*innen.

Das USZ trug überproportionale Lasten in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie. So versorgten die Mitarbeitenden des Spitals doppelt so viele Patient*innen in den Intensivstationen, als es seinem Marktanteil entsprechen würde. Auch interkantonal hat das USZ unterstützt, namentlich im Herbst die Romandie, wo die Spitäler zeitweilig an ihre Grenzen kamen. Hilfe gewährt wurde aber auch Nachbarkantonen mit und ohne Zentrumsspital.

Die korrekte Versorgung von Patient*innen ohne COVID-19, aber mit anderweitigen schweren Gesundheitsproblemen, war infolge starker Belegung der Intensivstation durch COVID-19-Patient*innen erschwert. Da das USZ vergleichsweise wenige verschiebbare Wahleingriffe durchführt, hingegen schwerwiegende und oft akute Gesundheitsprobleme versorgt wie Herzinfarkt, Hirnschlag, aggressive Tumoren, Gefässverschlüsse, Lähmungen, Organtransplantationen und schwere Immunerkrankungen, führten die Mitarbeitenden einen dauernden Kampf darum, den Nicht-COVID-Patient*innen genauso gerecht zu werden. Dies gelang nur dank dem aussergewöhnlichen Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Neue Formate für Bildung und Wissenschaft

Das USZ hat zudem seine wissenschaftliche Tätigkeit durchgehend aufrechterhalten und in Bezug auf COVID zahlreiche zusätzliche Projekte in Angriff genommen. So wurden verschiedenste Therapien wissenschaftlich kontrolliert, früh und rational eingesetzt. 

Eine wissenschaftliche Basis spielt eine wichtige Rolle in der Versorgung der noch wenig erforschten chronischen Probleme als Folge von COVID-19-Erkrankungen. Diese Patient*innen haben gegen Ende 2020 zunehmend die Hilfe der Fachpersonen des USZ gesucht.

COVID-19 hat durchaus auch Innovationen gefördert, die zum Teil bleiben werden. Dazu gehören etwa neue Lehrformate, Kommunikation mit isolierten Patient*innen via Tablet, Telemedizin, aber auch Innovationen im organisatorischen Bereich wie die Erweiterung der Laborleistungen mit verkürzten Turnaround-Zeiten und ein stark vereinfachter und damit zuverlässigerer Prozess zur Überweisung von Patient*innen an Rehabilitationskliniken.

Das USZ trägt eine besondere Verantwortung in Bildungsfragen. Verschiedene Lehrgänge, besonders im Medizinstudium, in der Pflege und bei den MTTB-Berufen, wurden zeitweilig stark beeinträchtigt durch die COVID-19-bedingten Einschränkungen und durch die Überlastung des Lehrpersonals. Schulungen ohne direkten Patientenkontakt fanden jederzeit statt, während bei patientennahen Tätigkeiten Abstriche gemacht werden mussten. Insbesondere die Mitarbeitenden in Pflege- und MTTB-Berufen haben im Berichtsjahr eine besondere Rolle gespielt.

Die zentrale Rolle von Pflege und MTTB

Für die Bevölkerung auch während der Pandemie die bestmögliche Versorgung sicherstellen – dieser Auftrag stand 2020 für die Direktion Pflege und MTTB im Mittelpunkt. Eine schnelle Reaktionsfähigkeit für Patient*innen mit COVID-19 zu gewährleisten, hatte dabei Priorität. In einer beispiellosen Gemeinschaftsleistung ist es gelungen, innerhalb von Stunden Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen und Fachpersonen auf die Versorgung von infizierten Patient*innen vorzubereiten.

Es war kaum absehbar, wie sich die Pandemie entwickeln würde. Umso mehr galt es, vorausschauend zu handeln, um jederzeit auf verschiedene Szenarien vorbereitet zu sein. Da Patient*innen mit COVID-19 eine überdurchschnittlich hohe Pflegeintensität aufweisen, hat sich eine sorgfältige und flexible Personaleinsatzplanung als zentral erwiesen.

Maximale Sicherheit für Patient*innen und Mitarbeitende ist das wichtigste Leitprinzip des Pandemiemanagements. In kürzester Zeit fanden Schulungen zu Isolationsmassnahmen und zum Vorgehen bei der Betreuung von Patient*innen mit bestätigter COVID-19-Erkrankung statt. Es ging darum, ein Höchstmass an Sicherheit zu gewährleisten, damit Fachpersonen sowohl Patient*innen als auch sich selbst optimal schützen können. Hohe Mitarbeitersicherheit kommt der Patientensicherheit unmittelbar zugute. Die fachliche Qualifikation der Pflegefachpersonen und Therapeut*innen hat sich in der interprofessionellen Betreuung infizierter Patient*innen sehr bewährt. Für das neue Krankheitsbild lagen zunächst nur wenige klinische Erfahrungswerte vor. Dennoch ist es mit einem gemeinsamen Effort gelungen, innovative und hilfreiche Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Auch die Mitarbeitenden der USZ-Laboratorien leisteten in der Pandemie Ausserordentliches im Dienst der Gesellschaft. Rund um die Uhr werteten sie COVID-19-Tests aus, zeitnah, professionell und verantwortungsbewusst. In dieser anspruchsvollen Zeit bestätigte sich erneut das ausserordentliche Engagement aller klinischen Berufsgruppen in einer hochmotivierten Gemeinschaftsleistung für die Patient*innen. 

Mitten in der Pandemie ist es gelungen, den Einsatz der Pflege- und MTTB-Mitarbeitenden am neuen Standort USZ Flughafen vorzubereiten. Auch dort war Pionierarbeit gefragt, um die Patientenversorgung im grössten ambulanten Gesundheitszentrum der Schweiz mit über 30 medizinischen Fachrichtungen hochwertig und sicher zu gestalten. Das Leistungsangebot umfasst schwerpunktmässig Abklärung, Untersuchung, Bestrahlung, Tagesklinik, Dialyse, Behandlung und ambulantes Operieren.

Nach der Eröffnung am 5. Oktober 2020 zeigte sich schnell: Die neuen Räumlichkeiten mit modernster Infrastruktur bieten enorme Vorteile für die interprofessionelle Zusammenarbeit. «Wir sind Vorreiter für Gesundheit und Lebensqualität» – dieser Vision des USZ können Pflege- und MTTB-Fachpersonen nun auch am neuen Standort für ambulante Patient*innen folgen.