Berichte 2019

Klinisches Neurozentrum USZ (HSM)

Im Jahr 2020 behandelte das klinische Neurozentrum 3’423 stationäre Patient*innen mit einem breiten Spektrum an neurologischen Erkrankungen. Die neurologische, neurochirurgische und neuroradiologische Klinik haben in 38’088 ambulanten Visiten 17’751 Patient*innen behandelt.

Klinik für Neurologie

Das USZ hat im Jahr 2013 das Schlaganfallzentrum eröffnet, ein interdisziplinäres universitäres Zentrum für die Behandlung von Schlaganfällen. Das Zentrum am USZ stellt die umfassende Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall sicher, und dies auf dem neuesten Stand der klinischen Forschung. 

Das Zentrum betreut zudem die Partnerspitäler im Schlaganfallnetzwerk Zürich telemedizinisch und bietet Fort- und Weiterbildungen an. Die Schlaganfallforschung mit grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Studien ist ein Schwerpunkt in der Kooperation mit nationalen und internationalen Zentren.

Schnelle Erstversorgung

Mit dem Swiss Stroke Registry (SSR) kann die Geschwindigkeit der Erstversorgung als kritischer Parameter und Zielmass für die Qualität der Versorgung ausgewiesen und im Vergleich zu anderen Schweizer Zentren bewertet werden.

Jede Minute bis zum Beginn einer Revaskularisierungstherapie zählt, um Hirngewebe zu erhalten (time is brain). Folgende Performance Parameter werden standardisiert erhoben, analysiert und stets verbessert: Zeitdauer zwischen Eintritt und Bildgebung (door-to-imaging time, DTI), Beginn der intravenösen Lysetherapie (Door-to-needle time, DTN) und Stellung der Indikation und Beginn der Thrombektomie (Entfernung des Thrombus aus dem Gefäss – door-to-groin time, DTG). 

Im nationalen Vergleich liegen die Zeiten auf ähnlichem Niveau wie die der anderen Stroke Centers, der Zielbereich wurde im Jahr 2020 erreicht. Im Jahr 2018 wurden die Prozesse der Thrombektomie optimiert, was sich deutlich in einer Reduktion der Zeit zwischen Eintritt und Therapiebeginn zeigt. 

Zeitdauer Erstversorgung, Median in Minuten

Quelle: Swiss Stroke Register, Klinik für Neurologie, Prof. Dr. Michael Weller, Klinikdirektor, Prof. Dr. Andreas Luft, Leiter des Schlaganfallzentrums

Zeitdauer: Median in Minuten 2020 2019 2018 2017 2016 Spitäler des SSR Zielbereich
Zwischen Erstkontakt mit dem Patienten und Komplettierung des CT oder MRI 32 21 25 22 24 24 25
Zwischen Erstkontakt und Beginn der intravenösen Thrombolyse 35 45 46 38 43 44 40
Zwischen Erstkontakt und Beginn der endovaskulären Thrombektomie/Lyse 82 96 119 129 160 123 90
2020 Spitäler des SSR
32 24

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Die Verteilung der Anzahl Patient*innen (Total 139) pro Zeitdauer zwischen Eintritt und Thrombektomie wird in der folgenden Grafik dargestellt:

Anzahl Patienten pro Zeitdauer zwischen Eintritt und Thrombektomie

Quelle: Swiss Stroke Register, Klinik für Neurologie, Prof. Dr. Michael Weller, Klinikdirektor, Prof. Dr. Andreas Luft, Leiter des Schlaganfallzentrums

Klinik für Neurochirurgie

Die Klinik für Neurochirurgie des USZ ist ein Zentrum der hochspezialisierten Medizin, welches das komplette Spektrum der Neurochirurgie abdeckt. Die Klinik ist spezialisiert auf Operationen bei Erkrankungen von Gehirn und Rückenmark mit Schwerpunkten in der Behandlung von Hirntumoren, Gefässerkrankungen, Epilepsie und Bewegungsstörungen bei Erwachsenen und Kindern. Im Bereich der Wirbelsäule liegt der Fokus auf Rückenmarkstumoren, Infektionserkrankungen und komplexen degenerativen Veränderungen.

Postoperative Komplikationen

Die Reduktion von Risiken und Komplikationen sowie die ständige Verbesserung der Behandlungen ist ein Hauptanliegen der Klinik für Neurochirurgie. Die Besprechung aller Komplikationen im monatlichen Kaderrapport und an der Morbidity and Mortality Konferenz (MuM) führt zu einem zeitnahen Debriefing von Komplikationen und Massnahmen zur Fehlerreduktion. Flankiert werden diese Massnahmen von der monatlichen Critical Incidence Reporting System (CIRS)-Konferenz. 

Es erfolgt eine strukturierte Erfassung von Outcome und Komplikationen im Patientenregister. Diese Registerdaten werden kaderärztlich verifiziert und visiert, um eine hohe Datenqualität zu erreichen. 

Seit acht Jahren wurden mehr als 35’000 Datensätze für den klinischen Status bei Eintritt, Austritt und Sprechstunden sowie die Outcome Scales und Complication Scales zu diesen Zeitpunkten strukturiert erfasst. Mithilfe des Registers wurden indikationsspezifisch Patientenkohorten auf Häufigkeit und Art der Komplikationen untersucht. 

Die Anzahl der Re-Operationen, die wegen einer Komplikation indiziert waren, verharrte auf niedrigem Niveau. Die Schwankungen sind statistisch nicht relevant. Eine weitere wichtige Messgrösse ist das Auftreten von postoperativen Infektionen. Mit einer Rate von 3.0 Prozent liegt die Klinik für Neurochirurgie unter dem üblicherweise geforderten Grenzwert von 4.0 Prozent.

Postoperative Komplikationen

Quelle: Klinik für Neurochirurgie, Prof. Dr. Luca Regli, Klinikdirektor, PD Dr. David Bellut, Prof. Dr. Johannes Sarnthein

2020 2019 2018
OP 1’548 1’515 1’433
Reoperationen Reoperationen aller Patient*innen inklusiv Erstoperationen aus anderen Spitälern 101 83 96
Reoperationsrate in Prozent 6.5 5.5 6.7
Postoperative Wundinfektionsrate in Prozent 3.0 (Anzahl: 47) 3.0 (Anzahl: 45) 2.8 (Anzahl: 40)

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Zusätzlich zum Qualitätsmonitoring wurden auch Machine-Learning-Algorithmen entwickelt, um Risikoeingriffe frühzeitig zu erkennen. Die Ergebnisse sind 2020 in einer multizentrischen Studie veröffentlicht worden(1).

Interprofessionelles Projekt zur Verbesserung der Patientensicherheit 

Im Jahr 2019 wurde, gemeinsam mit der Fachstelle Qualitätsmanagement und Patientensicherheit und unterstützt durch externe Expertise, ein interprofessionelles Projekt zur Verbesserung der Patientensicherheit und Qualität der Behandlung auf der neurochirurgischen Bettenstation initiiert. Im Rahmen dieses Projektes finden Trainings im Simulationszentrum USZ statt. Diese Trainings konnten im Jahr 2020 aufgrund der Pandemiesituation nicht durchgeführt werden. Sie werden im Jahr 2021 wieder aufgenommen.

Referenz:

(1) Staartjes, V. E., Broggi, M., Zattra, C. M., Vasella, F., Velz, J., Schiavolin, S., Serra, C., Bartek, J., Jr., Fletcher-Sandersjoo, A., Forander, P., Kalasauskas, D., Renovanz, M., Ringel, F., Brawanski, K. R., Kerschbaumer, J., Freyschlag, C. F., Jakola, A. S., Sjavik, K., Solheim, O., Schatlo, B., Sachkova, A., Bock, H. C., Hussein, A., Rohde, V., Broekman, M. L. D., Nogarede, C. O., Lemmens, C. M. C., Kernbach, J. M., Neuloh, G., Bozinov, O., Krayenbuhl, N., Sarnthein, J., Ferroli, P., Regli, L., Stienen, M. N. Development and external validation of a clinical prediction model for functional impairment after intracranial tumor surgery. Journal of neurosurgery, 1-8, (2020).

Klinik für Neuroradiologie

Die Klinik für Neuroradiologie ist spezialisiert auf Erkrankungen von Kopf, Hals und Wirbelsäule. Patient*innen werden mit modernsten bildgebenden Verfahren untersucht. Ausserdem sind Fachärzt*innen für die minimal-invasiven Behandlungen von Gefässproblemen, Schlaganfällen, Tumoren, Tinnitus und Tränenwegserkrankungen spezialisiert. Sie empfangen Patienten und Patientinnen am USZ Campus und USZ Flughafen, sowie an den Standorten Wollishofen und Schlieren.

Schnelle Erstversorgung bei Thrombektomie

Die Neurointervention bei Schlaganfallpatienten stellt eine interdisziplinäre Leistung dar. Wie in nachfolgender Tabelle ausgewiesen, hat sich die Zeitdauer zwischen Erstkontakt und Diagnose/Behandlung in den letzten Jahren deutlich verringert. Zusammen mit den verschiedenen beteiligten Kliniken wurden die Prozesse vereinfacht und dadurch beschleunigt.

Die Zeitdauer zwischen Erstkontakt und Beginn der endovaskulären Thrombektomie ist ein entscheidender Faktor für das Ergebnis der Behandlung. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit zwischen der Klinik für Neurologie, Neuroradiologie und dem Institut für Anästhesiologie zentral. 

Seit 2018 wird die genaue Zeitdauer zwischen der Übernahme des Patienten im Hirnkatheter-Labor und dem Start der Thrombektomie erfasst. Die Resultate zeigen im Jahre 2020 eine Abnahme der Zeitspannen im Vergleich zu den Vorjahren.

Zeitdauer Thrombektomie, Median in Minuten

Quelle: Interne Registerdaten, Klinik für Neuroradiologie, PD Dr. med Zsolt Kulcsar, Klinikdirektor a.i.

Zeitdauer: Median in Minuten 2020 Fallzahlen:179 2019 Fallzahlen:190 2018 Fallzahlen:184
Zwischen Übernahme Hirnkatheterlabor und Freigabe Anästhesie 20 28 30
Zwischen Freigabe Anästhesie und Eingriffsbeginn (Punktion) 13 14 19
Zwischen Übernahme Hirnkatheterlabor und Eingriffsbeginn (Punktion) 34 45 52

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Aufbau eines Qualität-Dashboards

Im Rahmen der Qualitätssicherung wird ein Aufbau verschiedener Kennzahlen geplant, um die kontinuierliche Verbesserung der Qualität zu unterstützen. Dazu gehören zum Beispiel Wartezeiten in der Sprechstunde, Patientenzufriedenheit mit der Sprechstunde und mit dem stationären Aufenthalt, Wartelisten, Rate und Qualität der Befundung. Dazu liegen erste Kennzahlen vor. Innerhalb eines Arbeitstages wird die Beurteilung und Freigabe der Bilder durch einen Kaderarzt durchgeführt. In beiden Jahren wurde ein Wert von mehr als 90 Prozent erreicht.

Rate der Befundung innerhalb eines Arbeitstages

Quelle: Klinik für Neuroradiologie, PD Dr. med Zsolt Kulcsar, Klinikdirektor a.i., Jürg Bäni, Klinikmanager

2020 2019
Anzahl CT- und MRT-Befunde 29’651 29’294
Rate in Prozent 90.6 90.9

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