Das Critical Incident Reporting System (CIRS) erfasst strukturiert für die Patienten- und Mitarbeitersicherheit relevante, kritische Ereignisse und ermöglicht damit das frühzeitige Erkennen von potenziellen Risiken und das Lernen aus kritischen Ereignissen und Beinaheschäden, sogenannte «Near misses». Durch die Aggregation von Fällen können spitalweit Risiken im Behandlungsprozess erkannt werden. Trifft eine Meldung ein, erfolgt eine zeitnahe, strukturierte Analyse der Ereignisse durch interprofessionelle CIRS-Komitees. Falls notwendig, werden Massnahmen ergriffen, die über Rapporte, Sitzungen oder das Intranet kommuniziert werden.
Mit dem Berichts- und Lernsystem CIRS stärkt das USZ die interprofessionelle und interdisziplinäre Kommunikation im Umgang mit Meldungen. Unterstützt wird damit auch ein agiles Verhalten im Umgang mit Problemen und Herausforderungen. Der Fokus des Meldens im CIRS liegt auf prospektiven Risiken.
Das Betreiben des CIRS bedarf einer klar geregelten Struktur mit organisationalen Vorgaben, Zuständigkeiten und Kompetenzregelungen. Neu eintretende Mitarbeitende werden über Ziele und Handhabung des CIRS informiert. Sie erfahren dabei auch, dass Berichte anonym behandelt werden und Meldungen keine personellen Sanktionen nach sich ziehen.
Die aktuelle Struktur im USZ umfasst 34 lokale CIRS-Komitees. Die Komitees sind interprofessionell zusammengesetzte Expertengruppen der Kliniken, Institute oder Medizinbereiche. Sie sind für die Bearbeitung der gemeldeten CIRS-Fälle gemäss CIRS-Reglement des USZ zuständig. Zur Analyse der Fälle kann zusätzlich das Fachwissen von Expertinnen und Experten aus elf Fachgruppen abgerufen werden (zum Beispiel Spitalhygiene, Kantonsapotheke, Strahlenschutz). Dank einer neuen Fachgruppe ist auch die ambulante Versorgung am USZ Flughafen ins CIRS eingebunden.
Die zentrale CIRS-Managerin der Fachstelle für Qualitätsmanagement und Patientensicherheit (QMP) ist für meldekreisübergreifende oder klinikweite Themen und Berichte sowie das Gesamtcontrolling des CIRS zuständig. Sie ist erste Ansprechperson für Fragen bezüglich CIRS, berät und unterstützt die CIRS-Verantwortlichen und bietet regelmässige Einführungen für neue Mitglieder der CIRS-Komitees an. Die Fachstelle führt zudem Fort- und Weiterbildungen zur Ereignisanalyse durch.
Meldezahlen und Statistiken
Insgesamt wurde das CIRS auch 2020 sehr gut genutzt. Es gab 1’420 Meldungen, die Anzahl Meldungen ging damit gegenüber dem Vorjahr leicht zurück (2019: 1’591 Meldungen). Im Berichtsjahr wurden Fälle für Mortalitäts- und Morbiditäts-Konferenzen (MuM) (N=23), für Simulationstrainings (N=49) und als zentrale Risiken (N=224) vorgeschlagen. Damit wird die Vernetzung und Nutzung der Synergien zwischen CIRS-, MuM-Verantwortlichen und Simulationsinstruktor*innen laufend verbessert.
Für die lokalen CIRS-Komitees war 2020 aufgrund der Pandemiesituation ein Ausnahmejahr. Es mussten neue digitale Lösungen für die CIRS-Sitzungen gefunden werden. Die Themen rund um Covid-19 und SARS-CoV-2 bildeten sich auch im CIRS ab, dazu gingen 168 Meldungen (11.8 %) ein. Ein lokales CIRS-Komitee wendet monatlich durchschnittlich rund drei Stunden für die Bearbeitung der CIRS-Meldungen auf.