Berichte 2019

Sicherheitsstandards im Operationssaal

Einsatz von Checklisten

Checklisten im Operationssaal sind nichts Neues. Das USZ setzt seit 2010 im Rahmen des Projekts «Sichere Chirurgie» routinemässig Checklisten als evidenzbasiertes Hilfsmittel mit Verlaufs-, Überprüfungs-, Bestätigungs- sowie Erledigungscharakter ein. Die Stärke der Checklisten liegt in der Unterstützung der schnittstellenübergreifenden Informationsweitergabe sowie in der Adressierung fachspezifischer Risiken. 

Meldeplattform perioperatives Qualitätsmonitoring

Am USZ wurde 2015 eine Meldeplattform für potenzielle Lagerungsschäden eingerichtet, damit allfällige Probleme durch die Lagerung der Patient*innen auch nach der Operation analysiert werden können. Dabei wird bei jeder Meldung die Frage geklärt, ob durch die Lagerung ein Schaden entstanden sein könnte und wie er zu vermeiden gewesen wäre. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden kontinuierlich und zeitnah gezielte Massnahmen umgesetzt wie Anpassung von Lagerungs- oder Abdeckmaterial sowie Schulungen zur Erhöhung der Aufmerksamkeit aller Mitarbeitenden. 

Insgesamt wurden im Berichtsjahr 32 (2019: 60) Meldungen verzeichnet. Diese grosse Abnahme im Jahr 2020 ist auf den Rückgang der elektiven Eingriffe, aber auch auf die in den letzten Jahren getroffenen Massnahmen zurückzuführen. Die nächsten Auswertungen werden zeigen, ob diese tiefe Rate beibehalten werden kann.  

Bei 27 Meldungen wurden kleinere Hautschäden und leichte Missempfindungen festgestellt, die innerhalb von ein paar Tagen wieder abheilten. Bei vier Fällen waren kleine Wundbehandlungen oder therapeutische Behandlungen von leichten neurologischen Problemen notwendig. Die tiefe Rate von Lagerungsproblemen, die eine Behandlung erforderlich machten, ist 2020 gegenüber 2019 von 0.27 Prozent auf 0.16 Prozent gesunken.

Quelle: Betriebsplattform OP, Christoph Bacher, Leiter, Beate Ninow, Pflegeexpertin BOP

Institut für Anästhesiologie

Postoperatives Monitoring zur Normothermie und Antibiotikaprophylaxe

Bei der Normothermie wird gemessen, ob bei einer Operationsdauer von mehr als 60 Minuten die Körperkerntemperatur der Patient*innen innerhalb einer normalen Temperatur gehalten wird. Diese darf nicht unter 36 °C fallen. Die Abweichung der Körperkerntemperatur während einer Operation ist von klinischer Bedeutung, denn sie erhöht die Gefahr von Komplikationen wie Hypoxämie, Infektionen, Kreislaufinstabilität und Gerinnungsstörungen.

Die Daten zur Normothermie werden am USZ seit 2019 kontinuierlich und automatisiert aus dem Patientendaten-Monitoring-System PDMS erhoben. Dabei wird der letzte Temperaturwert vor Extubation gewertet.

Die Leitlinie zur Vermeidung perioperativer Hypothermie empfiehlt, dass bei mindestens 70 Prozent der Patient*innen die Körperkerntemperatur am OP-Ende höher als 36 °C sein soll. [1].

Im Jahr 2020 wurden 15’639 Protokolle für die Normothermie in die Auswertung eingeschlossen. Nicht erfasst werden Patienten mit prophylaktischer oder therapeutischer Hypothermie und alle Notfallpatient*innen sowie Operationen mit einer kürzeren Operationsdauer als 60 Minuten. Der Anteil der korrekten Einhaltung der Normothermie in allen OP-Abteilungen betrug 86.11 Prozent. Dieser Wert liegt deutlich über dem geforderten Normwert (1) von 70 Prozent. Damit greifen die Massnahmen des Wärmemanagements, das durch ein interprofessionelles Team aus Ärzt*innen und Pflegefachpersonen eingeführt wurde.

Zu diesem übergreifenden Wärmemanagement gehören:

  • Präoperativ: Überprüfen, ob Saaltemperatur ≥ 21 °C beträgt, Vorwärmen des OP-Tischs, Zudecken der Patient*innen.
  • Intraoperativ: Aktives Wärmen mit passender Wärmedecke eingestellt zwischen 38 und 43 °C, Wärmen von Infusionen, Blutprodukten und Spüllösungen auf 38 °C.
  • Postoperativ: Extubation und Aufwachen des Patienten, wenn die Körperkerntemperatur 36°C erreicht ist, vorgewärmtes Patientenbett, weiterhin aktive Wärmung und pharmakologische Behandlung von Shivering (Kältezittern).
  • Spezielle zusätzliche Massnahmen bei Kindern.

Anteil Antibiotikaprophylaxe < 1h vor OP

Die perioperative Antibiotikaprophylaxe ist eine kurzzeitige, im Allgemeinen einmalige Gabe eines Antibiotikums vor oder in Ausnahmefällen spätestens während eines operativen Eingriffs. Ihr Ziel ist es, unabhängig von der Art des operativen Eingriffs primär die Anzahl postoperativer Wundinfektionen zu reduzieren. 

Vor Hautschnitt wird im Rahmen des Sicherheitschecks (Standard Sichere Chirurgie) bei allen Patient*innen geprüft, ob die indizierte Antibiotikaprophylaxe zeitgerecht – in der Regel innerhalb eines Zeitfensters von 60 Minuten vor Schnitt – verabreicht wurde.

Für die Antibiotikaprophylaxe wurden im Jahr 2020 und 13’134 Protokolle eingeschlossen. Der Anteil der korrekten Applikationen der Antibiotikaprophylaxe in allen OP-Abteilungen des USZ betrug im Berichtsjahr 84.2 Prozent (siehe Tabelle). Auch dieses Resultat wird seit 2019 kontinuierlich und automatisiert aus dem Patienten-Daten-Monitoring-Systems PDMS erhoben.

Postoperatives Monitoring zur Normothermie und Antibiotikaprophylaxe

Quelle: Institut für Anästhesiologie, Prof. Dr. Donat R. Spahn, Institutsdirektor, PD Dr. Bastian Grande, Dr. Michael Tucci , Benjamin Albiez, Pflegeexperte

Anteil Körperkerntemperatur >36.0 C Anteil korrekte Antibiotikagabe <gleich 1h vor OP
2020 86.1 84.2
2019 86.6 71
2018 63 Stichproben Beobachtung während der OP durch das Team der Spitalhygiene
2017 58 Stichproben Beobachtung während der OP durch das Team der Spitalhygiene

Für detaillierte Tabellenansicht

Airway Management bei Verdacht oder bestätigter SARS-CoV-2-Infektion

Innerhalb kürzester Zeit wurde Mitte März 2020 am Institut für Anästhesiologie eine Anleitung zum Airway Management erstellt (siehe Ablaufschema). Das Schemata wurde innerhalb von wenigen Tagen direkt vor Ort im Operationssaal geschult und an Puppen trainiert. Es wurden rund 100 Trainings durchgeführt und damit eine hohe Behandlungsqualität für die Patient*innen sowie Sicherheit und Vertrauen für die Mitarbeitenden gewährleistet.

Referenzen:

  1. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) (2014). S3 Leitlinie Vermeidung von intraoperativer Hypothermie. Version 8 vom 30.08.2014. http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/001-018l_S3_Vermeidung_perioperativer_Hypothermie_2014-05.pdf [Stand: 22.05.2018]